Moin,
wo sollen wir bloss weiter schreiben??
So viele Eindruecke, teilweise sehr emotional, aber so ist dieses
Land. Fangen wir bei den Leuten an, die so
unglaublich freundlich sind, es ist Wahnsinn! Die freundlichsten
Menschen, die wir bisher auf unserer mittlerweile langen Reise
kennenlernen durften. Diesen Eindruck hatten wir bereits in Seam Reap
und hat sich nun nach mehr als 2 Wochen im Land nicht
geaendert. Ueberwiegend ist das Leben sehr einfach, aber es gibt auch
smarte Leute, die sich den Tourismus zu Nutze machen und denen es
mittlerweile gut geht. Obwohl das meiste Geld in wenige Haende oder
auslaendische Hanede fliesst. Ueberall winken einem Kinder zu oder
laufen hinter unserem Tuk Tuk hinterher, wenn wir zB abseits der
asphaltierten Strassen auf besseren Feldwegen durch kleine Doerfer
fahren oder per Boot an schwimmenden Doerfern vorbei fahren. Alle
laecheln, begruessen einen freundlich auf der Strasse, man kommt mit
vielen ins Gespraech, die Leute sind interessiert oder man
verstaendigt sich witzig mit Haenden und Fuessen. Viele, auch schon
Kinder (!, das haben wir kaum erlebt), sprechen gut englisch. Der
Tourismus wird hier noch nicht als selbstverstaendlich angesehen, man
fuehlt sich sehr willkommen.
Auf einem Markt in Battambang hat eine
Frau (keine Verkaeuferin) uns eine Ananas geschenkt, weil wir
vergebens danach gesucht haben und sie uns in ihrem gebrochenem
Englisch den Weg zu einem anderen Markt nicht erklaeren konnte. Wir
haben nach 2 Tagen auch unsere Kamera wieder bekommen, nachdem wir
sie dummerweise in Battambang auf einem Boot vergessen hatten. Heute
haben wir beim Obstkauf zwei Mangos (die hier gehoeren zu den
leckersten auf der Welt :)) geschenkt bekommen. Sehen wir so
desperate aus? Nein, ich glaube die Menschen sind einfach noch nicht
so versaut und tragen das Herz am rechten Fleck.
Wir koennten so viele tolle Begegnungen
aufzaehlen, dieses Land ist einfach liebenswert :)
Die zwar lange Bootsfahrt von Siem Reap nach Battambang (7 Std.) war wunderschoen und erlaubte uns zahlreiche Eindruecke vom Leben auf dem Wasser...
Der kleinste Steg der Welt? |
Battambang ist die drittgroesste Stadt in Kambodscha. Auf den ersten Blick nichts Besonderes, aber genau das hat uns bald sehr gut gefallen. Eine kambodschanische Stadt ohne viel Tourismus. Keine Conventient Stores, kaum Lokale fuer "Western People", dafuer tolle Maerkte und eine wundervolle Cooking Class bei "Nary Kitchen" :)
Hauptstrasse vor dem Old Market in Battambang |
Die Ananas hatten wir am naechsten Tag dann doch gefunden :)) |
Die resultierenden Khmer Gerichte waren grandios!!! Kochkurs fuer 12 USD, unschlagbar und die Inhaber Nary und Toot einfach zauberhaft bzw. geduldig. Unser Mitkocher Dwaine aus Las Vegas war auch ein Spezialist, er ist Croupier im Bellagio, wir hatten einen Abend voller interssanter Gespraeche.
Klassiker unter den Khmer Gerichten: Fisch Amok in Bananenblatt (mildes Schlangenfisch-Curry mit einer Haube von Cocoscreme, hhhhmmmm) |
Am naechsten Tag wurde ein Ausflug in's Gruene Umland von Battambang gemacht. Philey unser Tuk Tuk Driver hat sich als wahre Perle herausgestellt (nachdem wir von einem anderen Driver versetzt wurden und uns Philey geschickt wurde, vielen Dank!). Er war so stolz uns noch den Sonnenuntergang am Reisfeld zu zeigen, wo man "2 Sonnen" sehen kann. Und es war wahrlich speziell und wunderschoen.
die "2 Sonnen" :) |
Philey |
Nun zum Land: Landschaftlich vielleicht
nicht das Beeindruckendste. Es gibt eine Zentralebene, die bespickt
ist mit zahllosen Reisfeldern, ein paar Huegel drum herum und eine
Kueste mit vorgelagerten Inseln im Sueden, die wir gerade
auskundschaften, mehr dazu spaeter, wir sind heute erst angekommen.
Dafuer steht Kultur hier hoch im Kurs (Angkor und wer davon nicht
genug hat hier und da noch weitere Tempel). Man kann ueberall viel
beobachten, denn es gibt noch so viel Urspruengliches, wie zB die
vielen kleinen Doerfer oder gar schwimmenden Doerfer auf den
Fluessen. Im Vergleich zu zB Thailand wird hier noch viel mit dem
Fahrrad oder Roller gefahren. Autos sind die Minderheit. Ziehkarren,
einfachste Motortaxis oder kleine LKWs, auf deren Haenger die Leute
wie Sardinen stehen. So muss es auch vor Jahrzehnten schon gewesen
sein.
In Phnom Penh als Snack am Strassenrand zu haben. Geroestete Kueken, Mini-Froesche, Kaefer, Schaben oder was das alles noch war...fuer uns vorerst nicht |
Leider gibt es auch die Schattenseiten,
durch die das Land von der Entwicklung her eben noch dort steht, wo
es heute ist. Jahrelange Buergerkriege und vor allem die Zeit der
Roten Khmer (1975-1979) haben so viel zu Nichte gemacht. Was diese
Typen ihrem eigenen Volk angetan haben ist so unvorstellbar, dazu
muessen wir ein paar Zeilen verlieren. Nach der Machtergreifung der
Khmer wurden binnen weniger Tage Millionen Menschen aus den Staedten
auf das Land vertrieben - selbst Alte und Kranke. Alle Schulen und Krankenhaeuser wurden
geschlossen. Ziel war die Errichtung eines bluehenden Agrarstaates -
Individualitaet, Privateigentum oder Selbstbestimmung sollte es nicht
mehr geben. Meist auf Reisfeldern schuffteten die Vertriebenen 12 Std
und mehr - viele starben an Unterernaehrung, Krankheiten oder wurden
einfach aus Willkuehr umgebracht. Auf so genannten Killing Fields
wurden verstreut ueber das ganze Land Menschen mit Bildung oder
Zweifler des Staates brutal getoetet. Aerzte, Lehrer, Architekten
oder Menschen, die eine Fremdsprache sprachen. Eine Brille reichte
schon, um als gebildet eingestuft zu werden. Jegliche Bildung sollte
ausgerottet werden. In Phnom Penh haben wir uns ein Killing Field
(von etwa 300 im ganzen Land) und das Sicherheitsgefaengnis S-21
(politische Gegner und deren ganze Familien wurden dort gefoltert und
hingerichtet) angesehen. Der Tag war harte Kost. Insgesamt fielen ein
viertel der Bevoelkerung, rd. 2 Millionen Menschen, dem Pol Pot
Regime zum Opfer!
Filmtipp fuer Interessierte: "The Killing Fieds" OV von 1984 mit u.a. John Malkovich
Filmtipp fuer Interessierte: "The Killing Fieds" OV von 1984 mit u.a. John Malkovich
Nach Phnom Penh ging es weiter nach Sueden in den verschlafenen Flussort Kampot. Kleiner Erkaeltungs-Schwaecheanfall, aber der Ort ist perfekt zum Ausruhen und Nixtun, es gibt dort nicht viel zu tun, und so haben wir Kampot nachher richtig gemocht und haetten nach 5 Tagen noch laenger bleiben koennen.
Kampot Downtown, viele Gebaeude erinnern an die franzoes. Kolonialzeit, wenig ist saniert. Es gibt sogar ueberall Baguette zu kaufen, den Franzosen sei Dank, eine tolle Abwechslung :) |
Kampot |
Seit langem mal wieder Kuchen, bei Sisters II, es gab Brownie und Lime Cake. In Kampot gibt es viele charmante Lokale. |
Moenche am Markteingang |
Unsere Obsthaendlerin des Vertrauens, sauleckere Mangos fuer 10 EUR Cent |